von RENATE KLINK
Blick in die Raumstation: Angela Merkel spricht bei einer Live-Schalte zur ISS mit dem Kommandanten Alesander Gerst.
Er ist seit 90 Tagen an Bord. Der Josephiner Dennis Kobert bekommt zum Abschied der Veranstaltung einen
Händedruck von der Kanzlerin.
Fotos: Bundespresseamt/Jugend forscht
Hildesheim/Berlin. Sein Griff zu den Sternen hat dem 18-jährigen Hildesheimer schon eine Menge an Auszeichnungen und Aufmerksamkeit eingebracht. Himmelskörper sind das Spezialgebiet von Dennis Kobert. Als diesjähriger Preisträger beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ kommt für ihn nun auch noch ein Besuch bei Kanzlerin Angela Merkel dazu. Zusammen mit weiteren 60 Nachwuchsforschern aus ganz Deutschland ist er am Donnerstag in Berlin geehrt worden.
„Ich habe sie vorher noch nie live gesehen“, sagt der Hildesheimer am Donnerstag in einem Telefonat kurz nach der Veranstaltung. Er räumt ein, vor dem Empfang im Bundeskanzleramt schon ein bisschen aufgeregt gewesen zu sein. „Ist ja schon etwas besonderes.“ Seinen Eindruck von der Regierungschefin schildert der 18-Jährige als sehr positiv. „Sie wirkt ungezwungen, offen und lustig.“ Ihre Rede habe die promovierte Physikerin so eingeleitet: „Der wichtigste Satz eines Wissenschaftlers heißt nicht heureka – altgriechisch: ich habe es gefunden. Sondern: Da ist doch etwas komisch...“ Das hat ihm gefallen.
Live-Schalte zur Raumstation
Besonders gespannt war der Hildesheimer dann auf ein Highlight direkt nach der Preisverleihung: eine Liveschaltung zur internationalen Raumstation ISS. Eine seltene Gelegenheit für die versammelten Jungforscher, direkt mit dem deutschen ISS-Kommandanten Alexander Gerst sprechen zu können. Er ist seit 90 Tagen an Bord der Raumstation und hat nach eigenen Aussagen schon eine Menge an Experimenten ausführen können. Nun nimmt er sich eine gute Viertelstunde Zeit, um Fragen zu beantworten – so lange bis die ISS wieder hinter der Erde verschwunden ist, dann gibt es nämlich auch keine Funkverbindung nach Berlin mehr.
In einem blauen Weltraumanzug und mit schwerelosen Bewegungen erscheint der Astronaut auf der Bildfläche. Alle Preisträger hatten vorher eine Frage einreichen dürfen, sechs wurden ausgewählt. „Meine ist leider nicht dabei gewesen“, bedauert Dennis Kobert etwas. Er hätte den All-Experten gern zu seiner Einschätzung befragt, ob es wieder ein Wettrennen im Weltraum geben werde? Also die Frage, wer als Erster auf dem Mars landen könnte? „Gerade wenn China sich künftig noch stärker im Weltraum engagiert“, erläutert der Hildesheimer sein Interesse.
Sternhaufen sind sein Thema
Der 18-Jährige hat sich in seiner prämierten Forschungsarbeit mit der Dynamik eines offenen Sternhaufens beschäftigt. Das muss man sich so vorstellen: Jeder Himmelskörper beeinflusst alle anderen in seiner Umgebung. Doch wenn 1000 Sterne aufeinander reagieren, steigt die Zahl der Möglichkeiten schnell ins Milliardenfache. Um Struktur in die Sache zu bekommen, programmierte Kobert bis zu 20 Computer, die gleichzeitig die Veränderungen am Firmament berechneten. Das habe viel Zeit gebraucht. Ganz nebenbei hat er noch sein Abi am Gymnasium Josephinum mit einem Schnitt von 1,9 bestanden. Im Oktober beginnt er in Karlsruhe ein Informatikstudium.
Wenn er will, kann er sogar noch ein letztes Mal an dem Wettbewerb „Jugend forscht“ teilnehmen – Erstsemester dürfen das noch. Dennis Kobert überlegt noch. Eigentlich hat er sogar schon eine Idee, mit wem er ein neues Projekt starten könnte. Doch mehr möchte er dazu noch nicht verraten.